Mozart – das erwachsene Kind

In unserem zweiten Teil über das Leben des einstigen Wunderkindes der klassischen Musik setzen wir fort wo wir zuletzt aufgehört hatten. Bei der Rückkehr aus Italien, das er als Cavaliere die filarmonico verlassen hat. Mozart ist gerade einmal 14 Jahre alt….

Objektiv betrachtet war Italien ein voller Erfolg. Ein gerade einmal vierzehnähriger Junge hatte es geschafft, das Land der Oper mit seinem Können und seiner Musik zu begeistern. Er bekam auch den Auftrag für seine erste Oper! Doch hatten Wolfgang und sein Vater Leopold darauf gehofft, eine Anstellung für den jungen Mozart zu ergattern. Das war nicht geschehen. Trotzdem kann eigentlich nicht von einer Niederlage die Rede sein..

Wie erwähnt, hatte ihn in Italien Padre Giovanni Batista Martini in Kontrapunkt unterwiesen und er wurde nach einer Klausur auf der Accademia Filarmonica di Bologna aufgenommen. Ziel dieser musikalischen Akademie war es, die besten Musiker Europas zu vereinen. Sie trafen sich regelmäßig zum musizieren und für “conference”. Damit bietete sich dem jungen Mozart die Chance auf Musiker wie Giacomo Antonio Perti, Giovanni Paisiello oder seinen lieben Freund Johann Christian Bach zu treffen und sich auszutauschen.

Außerdem erhielt er aufgrund der erfolgreichen oper Mitridate Re di Ponto weitere Aufträge.

Mozart hatte zwar keine Anstellung in Italien erwischen können, jedoch tröstet ihn folgende Begebenheit über die Enttäuschung hinweg: Wieder in Salzburg angekommen

[findet] er einen Brief des Grafen Firmian in Mayland, der ihm im Namen der Kaiserin Maria Theresia aufträgt, die große theatralische Serenata zur Vermählung des Erzherzogs Ferdinand [von Österreich] zu schreiben.

(Aus: Mozarts Leben von Friedrich von Schlichtegroll, S. 25/26)

Erzherzog Ferdinand ist ihr Sohn und im Begriff Prinzessin Maria Ricciarda Beatrice von Modena zu heiraten. Gesagt, getan.

Daraufhin reisen er und sein Vater bald wieder für ein paar Monate nach Mailand, und die Serenata teatrale “Ascanio in Alba” wird bei der Vermählung gespielt. Mozart ist nun 15 Jahre alt, die Oper schreibt er angeblich innerhalb von dreieinhalb Wochen.

Harte Zeiten auch für Genies

1772 ist kein großartiges Jahr. Vor allem, wenn man bedenkt, wie erfolgreich die Italienreise davor war. Erfolgreich insofern, als dass die Italiener begeistert waren von dem Talent des jungen Mozart. Die erhoffte Anstellung blieb trotzdem aus. Mitunter, weil er ein kleiner Mann mit großen Ego ist, und darauf hat niemand vergebens gewartet.

Salzburg erhält 1772 einen neuen Fürsterzbischof, sein Name ist Hieronymus Franz Joseph Graf von Colloredo. Zu seiner Ernennung wird Mozart beauftragt ein Stück zu schreiben, und so kommt es im Oktober 1772 zur Uraufführung der Serenate “Il Sogno Di Scipione” (zu deutsch: Der Traum des Scipio). Hieronymus soll der letzte regierende Fürsterzbischof des Fürsterzbistums Salzburg werden. Bis dahin regiert er ökonomisch, manche möchten es sparsam nennen. Er gibt Mozart seine erste richtige Anstellung als erzbischöflicher Konzertmeister in Salzburg, der Verdienst liegt bei 150 Gulden pro Jahr, was sehr “ökonomisch” für den Arbeitgeber ist. Also hält Familie Mozart die Augen und Ohren weiter offen für weitere Engagements. Wolfgang begibt sich mit seinem Vater erneut auf Reisen. Das gute am Komponieren ist, dass man von unterwegs arbeiten kann, das war zur Zeit ohne WLAN noch eine Seltenheit.

Es geht abermals nach Italien, der Karneval 1773 rückt näher und dafür hat Mozart noch einen Auftrag. Er soll erneut eine Oper für den Karneval verfassen. Es kommt zur Uraufführung der Opera seria “Lucio Silla”. Während dieser Reise entsteht auch sein “exsultate jubilate”. Ein festes Engagement in Italien bleibt wiederholt aus. Sie fahren zurück nach Salzburg, um bald darauf wieder nach Wien zu reisen.

In den folgenden Jahren passieren Reisen nach Wien und München, die Mozart zwar keinen Posten bringen, doch unser Genie kann sich weiterbilden und seinen Horizont erweitern. Zum Beispiel lernt er die Stücke von Joseph Haydn und Antonio Salieri kennen und verfasst viele weitere Kompositionen. Eine davon ist seine bis dato zehnte Oper, “la finta giardiniera” (“Die verstellte Gärtnerin”). Diese schreibt er für den Kurfürsten von Bayern, Maximilian III. Joseph. Mozart blickt im Alter von 20 Jahren bereits auf ein Repertoire von etwa 300 Kompositionen zurück. Darunter zehn Opern. Trotz seines außerordentlichen Talents und seiner Vielzahl an zum Teil sehr erfolgreichen Stücken verläuft die Karriere nicht in einer Steilkurve. Seine einzige Anstellung war und ist immer noch die beim sparsamen Erzbischof. Die karge Bezahlung und ein angeblich nicht bewilligter Urlaub bringen 1777 das Zerwürfnis zwischen dem selbstbewussten Künstler und seinem Arbeitgeber.

Hier ein sehr natürliches Video von der russischen Sopranistin Julia Lezhneva bei der Aufnahme von Mozarts “exsultate, jubilate”:

Die wilden Jahre des jungen erwachsenen Mozart

Mozart begibt sich wieder auf Reisen, dieses Mal mit seiner Mutter an der Seite. Es wird erneut eine Städtereise mit dem beständigen Ziel eine gute Anstellung zu finden. Der Vater bleibt im Dienste des Erzbischofs in Salzburg. Damit wenigstens einer in der Familie für ein geregeltes Einkommen sorgt.

Mozart fährt los mit seiner Mutter zunächst nach Bayern und Baden-Württemberg, durch die Städte München, Augsburg und anschließend nach Mannheim. Die beiden lassen es sich gut gehen auf dieser Reise. Seine Mutter aber fährt von Mannheim zunächst nach Salzburg zurück.

Mozart gibt auf der Reise Konzerte und diese sind wie gewohnt von Erfolg gekrönt, doch erhält er weder ein Engagement noch Aufträge. Ein erster emotionaler Erfolg stellt sich dafür ein: in Mannheim trifft Wolfgang zum ersten Mal auf die Musikerfamilie Weber mit ihren beiden Töchter Aloysia und Constanze. Mozart verliebt sich in Aloysia und anstatt – wie mit den Eltern vereinbart – nach Paris zu reisen fährt er 1778 mit Familie Weber auf Konzerttour nach DenHaag und anschließend wieder nach Mannheim. Außerdem unterstützt er die Familie sowohl finanziell als auch musikalisch. Er schreibt ganze Arien für Aloysia, die als Sopranistin auftritt. Seinen späteren Heiratsantrag lehnt sie ab.

Leopold Mozart ist von dem Ganzen nicht begeistert. Deshalb schickt er seine Frau um nach dem Rechten zu sehen. Mutter Mozart kommt wieder nach Mannheim um ihren Sohn wieder auf den “rechten musikalischen” Weg zu bringen.

Was sein Können, sein Talent angeht, befindet sich Wolfgang Mozart an seinem persönlichen Höhepunkt. Da zu dieser Zeit Paris als größter Marktplatz für Talente in den schönen Künsten und Europas Hauptstadt des Luxus gilt, liegt der nächste Schritt nahe. Mutter und Sohn reisen nach Frankreich.

Der Tiefpunkt in Paris

Frankreich ist gar nicht charmant zu unserem Genie. Er versucht hier auf Drängen des Vaters wieder eine Anstellung zu finden. So groß sein Talent auch ist, er erhält nur Absagen vom französischen Adel. Ohne seinen kindlichen Charme will ihn auch Marie Antoinette nicht mehr kennen. Dementsprechend wohnen er und seine Mutter in einem ärmlichen Appartment ohne Heizung. Einnahmen hat Wolfgang nur durch Musikschüler, die er unterrichtet. Er komponiert nur wenig. Seine wichtigste Komposition in der Zeit ist die “Pariser Sinfonie”. Und er kann seine Ballettmusik mit dem beinahe schon ironischen Titel  “Les petits riens” (zu deutsch: die kleinen Dinge) aufführen. Nach einigen Monaten voller Entbehrungen in Paris wird Anna Maria Mozart sehr krank. 14 Tage lang geht es ihr zunehmend schlechter, sie fantasiert und verliert letztendlich ihr Gehör. Ihr Sohn wacht an ihrem Bett im Gasthaus “Auberge des Quatre Fils Aymont”, wo sie am dritten Juli 1778 stirbt. Ihr Tod hat Mozart sehr erschüttert, was aus mehreren Briefen an seinen Vater hervorgeht. Dieser bittet ihn zurück nach Salzburg zu kommen. Doch Mozart muss erst seine innere Dunkelheit überwinden. Zuerst die Zurückweisung durch Aloysia Weber, dann die Ablehnung der Franzosen und schlussendlich der Tod seiner geliebten Mutter. Dieser Reifeprozess macht sich auch in seiner Musik bemerkbar.

Anna Maria Mozart, ein Portrait von Mozarts Mutter
Leopold Mozart, ein Portrait von Mozarts Vater

li: Mutter von Mozart, re: Vater Leopold

Mozart lässt Frankreich hinter sich

Über die genauen Gründe seiner Heimkehr herrscht Uneinigkeit. Der Biograph Friedrich von Schlichtegroll spricht davon, dass Mozart mit Freuden aus Paris nach Salzburg zurückkehrt. Zwei andere Quellen meinen, dass es eine eher widerwillige Rückkehr ist, zu der ihn der Vater mit einem Engagement in Salzburg gedrängt hat. Nachdem das neue Engagement als Hoforganist in Salzburg von dem gleichen Erzbischof ist, mit dem es bereits ein Zerwürfnis gab, gleichzeitig aber Paris gar nicht gut zu unserem Genie war, wird wohl beides stimmen. Er kehrt Paris gerne den Rücken, freut sich aber nicht gerade auf das Engagement. 1779 tritt er den Dienst an. Spannungen zu seinem Arbeitgeber bleiben aufrecht. Mozart nimmt nicht gerne Befehle an. Außerdem beschneidet der Erzbischof ihn in seinen Reisen um an einträglichen Konzerten teilzunehmen. Wenigstens darf er der erfolgreichen Uraufführung seiner Oper Idomeneo beiwohnen. Diese war am 29.1.1781 in München. Bald darauf kommt es zum zweiten Mal zum Bruch mit dem Erzbischof. Aus diesem Zerwürfnis resultiert der berühmte wortwörtliche “Fußtritt”, mit dem Graf Arco, ein damals Angestellter des Erzbischof, Mozart vor die Tür befördert. Im Jahr 1782 ist der Kanon “Leck mich im Arsch” (KV382c) von Mozart datiert. Die zeitliche Nähe zu dem Vorfall mit dem Erzbischof ist nicht zu leugnen. Dass Mozart ein expressiver Künstler ist, wird hierdurch noch einmal mehr verdeutlicht. 

Hier eine schöne Interpretation des Kanon im niederländischen Fernsehen:

In Wien wird alles besser

Bereits um 1780 geht es für Mozart nach Wien und dort soll er bleiben bis zu seinem Tod 1791. Zunächst kommt er in die Hauptstadt, weil ihn der Erzbischof dorthin beordert. Vorerst wohnt Mozart bei Familie Weber, die er aus Mannheim kennt. Wien ist für ihn definitiv auch eine Chance auf zusätzliche freiberufliche Aufträge und Konzerte und sich dem Erzbischof langsam zu entziehen. Was ihm bald darauf auch gelingt, wie bereits beschrieben.

Von nun an lebt Mozart in Wien, wo man ihn auch schätzt. Zunächst wohnt er bei der bereits bekannten Familie Weber, die in Wien ein Zimmer vermieten. Aloysias Schwester Constanze lebt ebenfalls dort. Und wie das Leben so spielt, Mozart verliebt sich in Constanze. Der Vater Leopold ist erneut nicht glücklich über die Entscheidung seines Sohnes, doch er muss es hinnehmen. Und die beiden werden glücklich! Doch dazu noch mehr. Beruflich lässt sich Mozart in Wien als freier Komponist und Musiklehrer nieder. Und er gibt natürlich Konzerte. Es könnte besser laufen, aber es läuft an. Am 16.Juli 1782 wird seine Oper “Entführung aus dem Serail” ein großer Erfolg, trotzdem erhält er dafür nur 100 Gulden. Kurz darauf heiratet er Constanze, nämlich am 4. August 1782. Und für Mozart beginnen erfolgreiche Jahre. Das Paar hat ein ständig belebtes Haus. Nicht nur aufgrund der zwei Hunde und Singvögel, es herrscht auch reger Verkehr bei den Musikschülern, Besuch kommt und geht, Mozart komponiert sehr viel und verdient gutes Geld. Diese belebte Haus ist das heutige Mozarthaus Vienna, in der Domgasse 5 in 1010 Wien. In dieser Zeit entwickelt sich auch eine Freundschaft zu Joseph Haydn.

Mozarts berühmte Kompositionen und der Tod des Vaters

In den folgenden Jahren entstehen einige seiner bekanntesten Werke, wie 1786 “Le Nozze di Figaro” (zu deutsch: Die Hochzeit des Figaro). Zunächst ist die Uraufführung in Wien erfolglos, da das Stück sehr anspruchsvoll ist und die Besetzung zu wenig Zeit hatte für die Proben. Wahrscheinlich ist es ein Zusammenspiel aus der Aufführung und der Tatsache, dass es ein gesellschaftskritisches Stück ist. Er folgt einer Einladung, das Stück in Prag aufzuführen, wo es ein großer Erfolg wird. Daraus resultierend bekommt er den Auftrag für sein Werk “Don Giovanni”. Doch finanziell folgt wieder eine schlanke Phase.

Am 28.Mai 1787 stirbt sein Vater Leopold in Salzburg. Wahrscheinlich an Magenkrebs, die Aufzeichnungen berichten von einer “Magenverhärtung”. Seit seiner Hochzeit hat Mozart seinen Vater nur zweimal gesehen, doch er ist erschüttert von seinem Tod.

In Trauer und finanziellen Nöten macht sich Wolfgang an die Arbeit zu Don Giovanni, welches dann am 29.Oktober 1787 uraufgeführt wird. In dieser Zeit kommt Ludwig van Beethoven als gerade einmal Sechzehnjähriger von Bonn nach Wien. Sein erklärtes Ziel als begabter Musiker ist es, Unterricht bei Mozart zu erhalten. Warum dieser Plan scheitert ist nicht vollständig aufgezeichnet. Doch spielen zwei sehr ungünstige Faktoren ein Rolle. Mozart befindet sich gerade in einer schlimmen Phase der Trauer um seinen Vater und bezüglich des Drucks Don Giovanni fertig zu stellen. Beethoven hingegen kann nicht sehr lange in Wien verweilen, da seine Mutter sehr krank wird woraufhin er nach Bonn zurückkehrt.

Abseits seiner Trauer um den Vater und dem Arbeitsdruck geht es bei Mozart finanziell ab dem 7.Dezember 1787 schon wieder bergauf, denn Joseph II. ernennt ihn zum kaiserlich-königlichen Kammermusikanten. Jahresgehalt 800 Gulden. Das war ein guter Lohn.

Seine nächste berühmte Komposition wird 1790 in Wien uraufgeführt: Die Oper “così fan tutte” (zu deutsch: so machen es alle). Im September 1791 hat Mozart gleich zwei Uraufführungen knapp hintereinander. Erst die Oper “la clemenza di Tito” (zu deutsch: “die Milde des Titus”) in Prag, danach die allseits bekannte und beliebte “Zauberflöte” in Wien.

Die clemenza di Tito war das Werk für die Krönung Joseph II. zum König von Böhmen.

Bild vom Theaterzettel zur Uraufführung von "cosi fan tutte" 1790 von Mozart

Mozart und die Frau(en)

Mozart ist kein schöner Mann. Er wird beschrieben als “[…] klein, hager, blaß und verrieth nicht außerordentliches in seiner Physiognomie”. Doch er hat einen gewissen Charme, zum einen durch sein absolut berechtigtes Selbstbewusstsein und zum anderen durch seinen Sinn für derben Humor. Den hat er angeblich von seiner Mutter. Und er ist ein Hedonist. Das alles macht ihn für einige Frauen interessant. Es werden Mozart viele Affairen nachgesagt. Wirklich belegt sind nicht alle. Aber seine erste Liebe, Constanzes Schwester Aloysia, wollte spätestens ab dem Zeitpunkt ihres eigenen beruflichen Höhepunkts nichts mehr von ihm wissen. Man könnte sagen, Wolfgang hat sich daraufhin mit der zweiten Wahl, Constanze zufrieden gegeben. Doch nach dem, was berichtet wird über die Ehe der beiden, lässt sich vermuten, dass Constanze die Bessere für ihn ist. Die beiden verbringen eine sehr tolle Ehe, das verraten erhalten gebliebene Briefe. Zwischen 1783 und 1791 bekommen sie sechs Kinder, doch wie schon bei den Eltern von Mozart leben nur zwei über ihre Kindheit hinaus. Sie heißen Karl Thomas und Franz Xaver Wolfgang Mozart. Für den Erfolg der Beziehung zwischen Constanze und Wolfgang Mozart sprechen einige Aspekte. Sie teilen die Leidenschaft zur Musik. Vor allem zur Kirchenmusik von Johann Sebastian Bach. Außerdem sagt man ihr nach, dass sie ihm in vielerlei Hinsicht entgegenkommt, sie ist verständnisvoll und ermöglicht ihm möglichst viel ungestörtes Komponieren. Man sagt ihr auch nach, sie könne haushalten. Das darf angezweifelt werden angesichts der immer wieder finanziell tragischen Momente mit denen sie konfrontiert wird. Bei gutem Haushalten in einem freiberuflichen Verhältnis sorgt man in Zeiten des hohen Ertrags für einen Polster für magere Zeiten. Das ist etwas, was Mozart gar nicht kann. Ob es dann die Aufgabe von Constanze ist, das in die Hand zu nehmen, darüber lässt sich streiten. Sicher ist, dass Mozart sehr locker mit Geld umgeht so lange es da ist. Das passt zu seinem hedonistischen Charakter. Doch hat Constanze auch immer wieder unter einem offenen Bein – auch genannt ulcus cruris – zu leiden. Dabei handelt es sich um ein tiefes Geschwür im Unterschenkel. Eine sehr schmerzhafte und damals auch sehr kostspielige Angelegenheit. Es sind auch einige Bettelbriefe Mozarts an verschiedene Adressaten erhalten geblieben, doch lebt er deswegen nie in wirklich tiefer Armut. Sie beziehen immer eine schöne Wohnung und lassen es sich auch so gut gehen.

Mozart, sein Tod und das Requiem

Der Todestag von Mozart ist am 5.Dezember 1791. Zu seinen letzten großen Werken zählen die Oper “La clemenza di Tito” und die Zauberflöte zu seinen letzten großen Werken. Und natürlich das berühmte und sagenumwobene Requiem, das er noch unvollständig hinterlassen muss. Aufgrund der mysteriösen Umstände die den Auftrag zu dem Requiem umgeben und die Tatsache, dass Mozart bis an seinen Tod daran schrieb haben zu einer Mythenbildung geführt. Die Aussage des Komponisten, dass er wohl wisse, dass er dieses Werk für sich selbst schreibe trägt zusätzlich dazu bei. Der Reihe nach.

Anfang des Jahres 1791 kommt ein anonymer Bote zu Mozart mit dem Auftrag für ein Requiem. Wir wissen ja bereits, auch kirchenmusikalisch konnte Mozart einige Erfahrungen sammeln. Zuletzt gelingt es ihm noch die Tätigkeit als Adjunkt des Domkapellmeisters an St. Stephan in Wien für sich zu ergattern. Unbezahlt aber mit Aussicht auf eine richtige Stelle.

Die Hälfte der Bezahlung für das Requiem gibt es im Voraus. Mozart beginnt noch im Frühjahr mit der Komposition. Doch kommen eben auch noch zwei Oper-Uraufführungen in diesem Jahr dazwischen. Von kleineren Werken nicht zu sprechen. Sein Tod im selben Jahr verhindert die Fertigstellung ganz

Woran Mozart letztendlich gestorben ist ist nicht nachgewiesen. Für uns am schlüssigsten ist die Folgerung, auf die US-Wissenschaftler bei letzten Nachforschungen gestoßen sind. Diese Diagnose lautet auf rheumatisches Fieber, was zu der Zeit durchaus zum Tod führt. Wolfgang litt schon seit seiner Kindheit an rheumatischen Schüben. Eine Zunahme dieser und stärker werdende Depressionen sind aus diesem Jahr festgehalten. Man spricht sogar von Wahnvorstellungen und Todesängsten. Der Stress der zahlreichen Kompositionen und die Reisen zu den Uraufführungen tun ihr Übriges um seinen Körper zu schwächen. Die gleichzeitige Auftragsarbeit zum Requiem lässt Mozart auch die Überzeugung äußern, dass er dieses Requiem für sich selbst schreibe. Im November des Jahres 1791 fängt Mozart an unter hohem Fieber, zunehmenden Schmerzen und geschwollenen Extremitäten zu leiden. Kurz zuvor darf er aber noch die erfolgreiche Uraufführung seiner “Zauberflöte” miterleben.

Am Abend des 5. Dezember 1791 dann fällt er ins Koma und verstirbt um ein Uhr nachts in der Rauhensteingasse 8 in Wien. Erst wenige Monate zuvor hatte Constanze ihm sein letztes Kind zur Welt gebracht – Franz Xaver Wolfgang, einer der zwei Söhne die es bis ins Erwachsenenalter schaffen. Seine Frau ist tief erschüttert.

Grabdenkmal Mozart am Zentralfriedhof Wien

Das Mozart-Requiem nach seinem Tod

Das Requiem enthält bis dato folgende Teile:

Das folgende Kyrie und der größte Teil der Dies-iraeSequenz (vom Dies irae bis zum Confutatis) waren lediglich in den Gesangsstimmen und dem bezifferten Bass fertiggestellt, darüber hinaus waren verschiedentlich einige wichtige Orchesterpartien (etwa Posaunensolo im Tuba mirum, öfter Stimme der ersten Violinen) kurz skizziert. Der letzte Satz der Sequenz, das Lacrimosa, brach nach acht Takten ab und blieb unvollständig. In den 1960er Jahren wurde eine Skizze für eine AmenFuge entdeckt, die offenbar die Sequenz nach dem Lacrimosa hätte beenden sollen. Die folgenden beiden Sätze des Offertorium, das Domine Jesu Christe und das Hostias, waren wiederum in den Gesangsstimmen und teilweise im Continuo ausgearbeitet. Sanctus mit Benedictus, Agnus Dei und Communio fehlten völlig. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Requiem_(Mozart))

Constanze hat natürlich ein finanzielles Interesse an der Fertigstellung dieser halb bezahlten Auftragsarbeit. Sie macht sich auf die Suche nach einem würdigen Folge-Komponisten. Doch diesem Auftrag wird kaum einer gerecht. Durch viele kleine Zusatzarbeiten gelingt es am Ende Franz Xaver Süßmayer, einem ehemaligen Schüler und Assistenten von Mozart, das Requiem zu vervollständigen. Und so wird das Requiem dem bis dahin noch anonymen Boten übergeben, der es an seinen Auftraggeber liefert. Der stellt sich später als der exzentrische Graf Franz von Walsegg heraus. Da er selber ein wenig begabter Komponist zu sein scheint, hatte er ursprünglich geplant das Requiem für den Tod seiner Frau schreiben zu lassen um es dann als eigene Komposition auszugeben. Daher der anonyme Auftrag. Einer Quelle tat er dies auch. Er ließ das Requiem am 14.Dezember 1793 im Neukloster in Wiener Neustadt unter seinem Namen uraufführen. Was er jedoch nicht wusste war, dass genau dieses Requiem bereits am 2.Januar desselben Jahres im Jahn´schen Saal in Wien uraufgeführt wurde…

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Alle Fragen zu Mozart die beantwortet wurden

Wie war Mozart?

Mozart war ein Klischee-Genie. Das aus dem Spruch “Genie und Wahnsinn liegen  nah beieinander”. Er war ein sehr expressiver Mensch, man wusste sofort was in ihm vorging, er hatte viel Humor, gerne derben Humor. Und wie das so ist bei extrovertierten Spaßvögeln, sie werden oft von Depressionen begleitet. So auch bei Mozart, dem Wunderkind. Er war künstlerisch sehr schnell erwachsen, weshalb er im realen Leben, dem Alltag so gar nicht erwachsen wurde und immer Kind blieb. Er war kaum fähig mit Geld umzugehen oder Struktur in sein Leben zu bringen, dafür hatte er zuerst seine Eltern und später seine Frau. Aber in der Musik ist er bis heute ungeschlagen. Wir meinen sogar, kein anderer Musiker / Komponist ist fähig so viel Weltruhm und Einfluss zu erlangen. Viele seiner besten Stücke bereiten immer noch Gänsehaut und werden auf der ganzen Welt erkannt. Manchmal ganz bewusst, oftmals auch unbewusst. Aber jeder kennt sie. Und jeder kennt ihn…

Wie viele Kompositionen gibt es von Mozart?

Mozart blickte bereits mit 20 Jahren auf über 300 Kompositionen zurück, am Ende waren es über 600 Werke, die er komponiert hat. Das Köchelverzeichnis von 1862, das chronologisch-thematische Werkverzeichnis zu Mozarts Kompositionen, fasst 626 Werke.

Was sind Mozarts berühmteste Kompositionen?

Unter Mozarts Kompositionen gibt es unzählige bekannte Melodien, die man oft als bekannt wahrnimmt, aber gar nicht weiß, dass sie von Mozart sind. Wir haben hier die sieben bekanntesten Werke chronologisch aufgelistet:

  1. Idomeneo KV366 (1781) – Mozarts eigenes Lieblingsstück, sein erster kreativer Auftrag nach 2 Jahren der Stagnation in Salzburg! Die Partitur des Idomeneo zählt zu seinen üppigsten und unkonventionellsten Stücken
  2. Die Hochzeit des Figaro KV492 (1786)
  3. Die kleine Nachtmusik KV525 (1787)
  4. Don Giovanni KV527 (1787)
  5. Così fan tutte KV588 (1790)
  6. Die Zauberflöte KV620 (1791)
  7. Requiem KV626 (1791)

Welches Instrument hat Mozart gespielt?

Mozart spielte Klavier und Geige. Er zeigte bereits mit vier Jahren sein Talent am Klavier, als sein Vater Leopold eigentlich seine Schwester Nannerl unterrichtete. Kurz darauf fing der Klavierunterricht an. Seine ersten Konzerte gaben er mit seiner Schwester am Klavier. Mit sieben Jahren spielte er auf einer geschenkten Geige die zweite Stimme beinahe perfekt aus dem Stegreif. Ohne vorhergehenden Unterricht.

Genauere Info dazu in unserem ersten Teil Mozart – das Wunderkind

Hat Mozart Beethoven gekannt?

Beethoven war vierzehn Jahre jünger als Mozart. Der damals 16jährige Ludwig war musikalisch sehr talentiert und kam 1787 nach Wien um Unterricht bei Mozart oder Haydn zu erhalten. Doch Mozart hatte keine Zeit ihn zu empfangen und Ludwig musste nach 2 Wochen wegen Krankheit seiner Mutter wieder zurück nach Bonn! Sie haben sich knapp verpasst…

Mit wem war Mozart befreundet?

Wolfgang Amadeus Mozart hat in einer sehr spannenden Zeit gelebt. Da er viel in der Welt herum gekommen ist hat er auch viele heute noch bekannte Leute kennen gelernt. Seine spannendsten Freundschaften waren:

  1. Als Kind zu Marie Antoinette: Sie war im selben Alter und als er am Hof von Versaille ein Konzert gab, haben sie als Kinder entzückend miteinander gespielt. Später, als er kein WunderKIND mehr war, wollte sie ihn nicht mehr kennen…
  2. Als Jugendlicher entwickelte er eine enge Freundschaft zu Johann Christian Bach, dem Sohn von Johann Sebastian Bach. Er wurde ihm ein Mentor.
  3. Joseph Haydn war ein guter Freund von Mozart. Diese Freundschaft entwickelte sich ab dem Jahr 1781. Der 24 Jahre ältere Komponist war ihm ein „Vater, Führer und Freund“. Mozart widmete Haydn sechs Streichquartette und beide waren Mitglieder der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“.

Haben wir Ihnen mit unserem Artikel über die Geschichte dieses wunderbaren Ausnahme-Musikers Lust auf Mehr gemacht? Dann besuchen Sie eines unserer klassischen Konzerte. Hier zum Beispiel sehen sie “Le nozze die Figaro” von W.A. Mozart, gespielt vom Wiener Residenzorchester  im Palais Auersperg, dem Spielort des klassischen Orchester, das bereits seit 1990 Stücke von Mozart und auch Johann Strauss zum Besten gibt. Ein historisches Wien-Erlebnis in Originalkostümen, Tickets für die Konzerte bekommen Sie auf unserer Homepage!

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