Das Wiener Residenz Orchester

Das Wiener Residenzorchester ist ein Kammerorchester in Wien mit langer Tradition. Es konzertiert täglich im schönen Palais Auersperg mitten im Regierungsviertel Wiens, begleitet von Opernsängern und einem Ballettpaar.

Was ein Kammerorchester ausmacht, können Sie im Detail in unserem Beitrag “Klassisches Konzert in Wien – 7 praktische Tipps“ nachlesen.

Die Kurzversion der Definition laut dem Wörterbuch bei google ist: „kleineres Orchester, das vorwiegend Kammermusik spielt“. Nun stellt sich einem Laien natürlich die Frage: Was ist dann bitte Kammermusik? Diesen Schlüssel liefert auch das google Wörterbuch ganz eindeutig: „Musik für eine kleine Gruppe von Musiker[inne]n oder Sänger[inne]n“. So, damit wäre das wohl geklärt.  😉

Für alle, die nicht extra in unserem Beitrag über klassische Konzerte nachlesen wollen, fassen wir freundlicherweise noch einmal zusammen:

Kammerorchester, Sinfonie- oder doch Salon...?

Ein Kammerorchester ist gewöhnlich kleiner als ein Sinfonieorchester. Es vertritt auch in der Regel weniger Instrumentengruppen. Warum das so kam? Dazu gibt es in diesem Artikel einen schönen Satz: „Die zunehmende Abkehr des Publikumsgeschmacks von der Romantik und die passende Besetzung machten das Kammerorchester zum idealen Ensemble für die Aufführung der weitgehend vergessenen Musik des Barocks und der Klassik.“ Es gibt das Kammerorchester in den unterschiedlichsten Ausprägungen, manchmal verschwimmen die Grenzen zum Salonorchester ebenso wie die zum Sinfonieorchester. Was es aber definitiv vom Sinfonieorchester unterscheidet ist, dass es nicht unbedingt von einem Dirigenten geführt wird, sondern – wie das Salonorchester – von der ersten Geige. Man nennt diese/n auch Konzertmeister. Vor allem in der Anfangszeit der Kammerorchester und dann wieder ab den 1970ern war das so.

Das Wiener Residenzorchester tritt manchmal auch als Salonorchester auf. Dessen Besetzung – ebenso variabel wie bei den beiden anderen – kann aus 5 bis 15 Musikern bestehen, aber auch mehr. Die Zusammensetzung ist nicht weniger unterschiedlich, aber meist bilden den Kern Klavier und Streicher. Aber auch das lässt sich bei Sinfonie- und Kammerorchester nicht absprechen.

Die genauen Definitionen finden sie unter den jeweiligen Orchester-Links, und bei genauer Betrachtung werden Sie feststellen, dass alle Grenzen verschwimmen und eine strikte Definition fast unmöglich ist. Das nennt sich dann wohl künstlerische Freiheit. 😊

Das Wiener Residenzorchester als Kammerorchester

Das Wiener Residenzorchester aber wurde als Kammerorchester gegründet und tritt so auch in einem der schönsten Säle für Kammermusik, dem Rosenkavalier Saal im Palais Auersperg auf. Dort interpretiert es die Stücke der Wiener Klassik mit einer Kernbesetzung aus Klavier und Streicher. Es wird begleitet von Opernsängern und einem Ballettpaar. So, wie die Aufführungen damals in den fürstlichen Ballsälen waren. Das Wiener Residenzorchester macht das bereits in langer Tradition.

Was mit langer Tradition gemeint ist, das erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.

Doch eine lange Tradition spricht für Beständigkeit, für ein gemeinsames durch dick und dünn gehen. Es spricht für Musiker und andere Angestellte, die wissen was Sie tun. Natürlich gibt und gab es auch immer wieder mal Wechsel und niemand ist perfekt in seinem Job. Doch das WRO (in Kurzform) kann tatsächlich Mitarbeiter aufweisen, die seit seinem Bestehen dabei sind; oder seit 20 Jahren, das war die Zeit als sein Schöpfer die tägliche Konzertreihe etablierte.

Wiener Residenzorchester - Blick in den Rosenkavaliersaal im Palais Auersperg
Wiener Residenzorchester - Rosenkavaliersaal im Palais Auersperg

Die Geschichte des Wiener Residenzorchester

Das Orchester wurde bereits 1990 geschaffen und war mit seiner täglichen Konzertreihe eines der ersten seiner Art in Wien, das die Wiener Klassik einem breiten Publikum zugänglich machen wollte. Ich benutze hier bewusst den Terminus `geschaffen´ und nicht `gegründet´. Denn ein erfolgreiches Orchester wird nicht einfach gegründet wie eine Firma. Dazu reicht es theoretisch schon, dass ein Mensch sie eintragen lässt und noch ein paar sehr trockene Angelegenheiten erledigt, wie bestimmte Auflagen erfüllen etc . So ein Orchester muss geschaffen werden, man braucht die richtigen Musiker, die passenden Stücke, einen Dirigenten, der die Truppe richtig führt. Und klassische Musik braucht viel Gespür. Es sind auch nicht allein die Musiker und der Dirigent und dann geht es los… Spielstätten, Engagements, Reputation, etc

Am Anfang stand ein Künstler

Wiener Residenzorchester mit Paul Moser

Gegründet wurde es von dem einzigartigen – so sagt man – Paul Moser, begabter Pianist und Dirigent der unter anderem mit den Philharmonieorchestern Györ, Bratislava, Budapest und Florenz zusammenarbeitete. Auch privat war er ein beeindruckender Charakter und ein Mann, dem seine Familie viel bedeutete. Das zeigt auch die Tatsache, dass er das Wiener Residenzorchester zusammen mit seiner Frau Sylvia Moser gründete, die bis heute die geschäftliche Leitung innehat. Auch ihr wurde als Kind zweier Staatsopernsänger die Musik in die Wiege gelegt und so startete sie nach dem Gesangsstudium eine beachtliche Karriere mit Engagements an großen europäische Opernhäusern. Sogar bei einem Ausflug in die Popmusik gelang ihr 1980 mit der Gruppe Blue Danube die Erreichung des achten Platzes beim ESC für Österreich. Die detaillierten Lebensläufe beider finden Sie hier auf der Homepage des Wiener Residenzorchesters.

Wiener Residenzorchester - Paul und Sylvia Moser

Leider verstarb Paul  Moser 2004 viel zu früh im Alter von nur 45 Jahren und hinterließ ihr und ihren mittlerweile herangewachsenen Kindern das Traditions-Orchester, das sich als eines der beständigsten Orchester in Wien etabliert hat. Auch die Kinder genossen klassischen Musikunterricht und auch der Mitgesellschafter, sowie dessen Familie sind absolut musikalisch und in der Firma involviert. Ein derartiges Zusammenspiel von Interessen und ganzen Familien gibt es nur selten im Unternehmensbereich und hat wohl dazu beigetragen, dass sie jede Phase, die man mit einem Betrieb früher oder später durchläuft gut gemeistert haben. Das, und der Humor sowie die Stimmung bei den Büroangestellten macht das Wiener Residenzorchester besonders, was man auch merkt, wenn man durch die Räumlichkeiten streift. Oder auch mal bei einem Meeting lauscht.

Der CV des Wiener Residenzorchesters

Nun zum musikalischen Werdegang: Bereits ein Jahr nach seiner Gründung wird das Wiener Residenzorchester offizieller Österreich-Vertreter bei den Mozart Gedenkfeierlichkeiten und spielt zahlreiche Konzerte beim Festival „Wiener Klangbogen“.

In den folgenden Jahren ist das Orchester in der ganzen Welt unterwegs zu verschiedenen Festivals aber auch zu exklusiven Konzerten. Die besten Gastdirigenten führen die Musiker durch Ihre Stücke auf dieser Reise. Nur um Einige zu nennen: Rudolf Nurejew (ja, der berühmte Balletttänzer), Arild Remmereit oder Giuseppe Lanzetta. Ihre Stationen führen nach Paris, Venedig, Deauville, Mexiko oder Brüssel und noch weiter.

Südamerika und der Grundstein im Liechtenstein

1998 war ein sehr ereignisreiches Jahr für das Wiener Residenzorchester:

Auf Einladung des damaligen Staatspräsidenten von Uruguay reist das Orchester zusammen mit dem Sologeiger Igor Malinovsky in die größten Städte des Landes um 11 Konzerte zum Besten zu geben. Im gleichen Jahr fliegen sie auf Einladung einer NGO nach Mexiko um dort zwei Konzerte zu spielen. Diese Einnahmen kommen dem Bau und der Ausstattung eines Fußballplatzes für Straßenkinder zu Gute.

Neben den aufregenden Reisen etabliert Paul Moser eine tägliche Konzertreihe im Wiener Stadtpalais Liechtenstein und leitet dort das von ihm gegründete Orchester selbst.

Venedig und italienische Mode in Dubai

2001 zählt das Wiener Residenzorchester am Marcusplatz in Venedig zu einem der Höhepunkte des dortigen Karnevals.

Daher folgt 2003 die Einladung nach Dubai zum dritten Italian Fashion and Cultural Meeting, wo ein  ausgewähltes Damenquartett Wiener Klassik darbietet.

Die Jahre nach Paul Moser

Nach dem viel zu frühen Tod von Paul Moser übernimmt 2004 Zoltan Janikovic die musikalische Leitung des Wiener Residenzorchester. 2006 folgt ihm Christian Pollack, der unter anderem Gastdirigenten wie Gerhard Lagrange und Professor Robert Lehrbaumer einlädt.

2007 und 2008 geht es nach Spanien und „Bella Italia“. Einer der schönsten Plätze war wohl in Carnet de Mar. Auch Rialp und Altafulla waren `mui bien´.

Robert Lehrbaumer dirigiert erneut – bei dem Konzert in Imola. Imola war wohl auch ausschlaggebend für die Einladung nach Avellino und Nereto im darauffolgenden Jahr.

Wiener Residenzorchester in Canet De Mar

Traumkulisse in Canet De Mar

Eine Geschichte von Bayern und einem Italiener

2009, erneut unter der Führung von Gerhard Lagrange gewinnt das Wiener Residenzorchester den Kulturpreis „Unterföhringer Mohr“, ein reiner Publikumspreis. Das Publikum hat also entschieden 😉

Es folgen weitere Abenteuer auf verschiedenen Festivals, bis zum nächsten markanten Wendepunkt in der Geschichte des Orchesters:

2017 übernimmt der äußerst sympathische Giuseppe Montesano die künstlerische Leitung des Orchesters. Ein Jahr zuvor wurde ihm der erste Preis des Internationalen Wettbewerbs für Operndirigenten
in Constanta verliehen.

Ein junger, begabter Dirigent aus Italien, mit braunen Augen zum dahin schmelzen, bei dem schon auch mal das italienische Temperament durchkommen kann. Ein toller Dirigent, der es neben der akkuraten Führung seines Orchesters auch noch versteht das Publikum charmant zu unterhalten.

Die tägliche Konzertreihe des Wiener Residenzorchester

Heutzutage ist das Orchester mit seinen täglichen Konzerten in das altehrwürdige Palais Auersperg umgezogen.

Viele denken bei dem Ausdruck „tägliche Konzertreihe“ an langweilige Routine mit Musikern, die die selben Stücke tagein tagaus vor sich hin spielen. Doch ist dem nicht so. Gut, der ein oder andere Interpret mag schon einmal einen schlechten Tag haben. Wer nicht? Aber das Wiener Residenzorchester hat einen großen Pool von tollen Künstlern unter Vertrag, deren Biografien jederzeit unter wro.at einzusehen sind. Und das Programm wechselt, bis auf ein paar sehr beliebte Stücke, täglich.

Oft steckt mehr dahinter als man vorne wahrnimmt...

Als Paul und Sylvia Moser das Orchester gegründet haben, hatten die beiden Künstler eine Vision. Das war vor 20 Jahren. Damals hat man nicht schnell ein paar Leute übers Internet gesucht, eine Homepage aufgemacht, einen Raum online gemietet und Tickets dafür verkauft. Damals mussten die Leute von Pontius zu Pilatus laufen, organisieren, Organisiertes in physischen Ordnern ablegen, alles in Bücher eintragen, sogar die Kontakte wurden noch in Adressbüchern händisch geführt. Kurz gesagt, die Mosers haben Schweiß und Blut in ihr Orchester und ihre Mannschaft gesteckt und das Ganze mit viel Phantasie und Liebe geschaffen. Und so führt es die Familie weiter. 

...und viele wissen es auch zu schätzen!

Wie schon erwähnt, konzertiert das Wiener Residenzorchester heutzutage – neben weiteren Gastspielen, wie der Musikakademie Altenburg, täglich im Palais Auersperg. Sabine M. Gruber hat es in ihrem Buch “111 Orte der Musik in Wien die man erlebt haben muß” so herrlich formuliert:

„Das “Residenz-Orchester” spielt [im Palais Auersperg] sein Honorar allabendlich selbst ein. Mit Konzerten, die von Touristen aus aller Herren Länder besucht werden. Doch auch für Einheimische ist es ein unvergessliche Erlebnis.

Über die wohl schönste Doppelstiege Wiens gelangt man staunend in den ovalen Rosenkavalier-Saal, wo Musiker auf sehr hohem Niveau die “Greatest Hits from Mozart and Strauss” auf zugängliche Art und Weise für jedermann darbieten, mit erstklassigen Gesangs- und Balletteinlagen.

Beim Radetzkymarsch klatscht das Publikum begeistert den Takt mit – wie beim Neujahrskonzert, das jeder aus dem Fernsehen kennt, nur besser, denn live ist eben immer noch live”…

Das Palais Auersperg

Das Palais Auersperg ist ein altehrwürdiges Palais in privater Hand, deren Hauptpächterin wiederum Sylvia Moser ist. Mit dem Wiener Residenzorchester will sie das Publikum im dortigen Rosenkavaliersaal eintauchen lassen in die Welt der Wiener Klassik. Damals, als man nur mit exklusiver Einladung des Fürsten in den Genuss kam den großen Komponisten zu lauschen. Deshalb ist dieser Saal wie er ist, oval geschnitten und nicht riesengroß. Damit man auch in Zeiten ohne Verstärker und Videowalls als exklusives Publikum von überall beste Sicht hatte auf die Interpreten und beste Akustik. Und daher ist auch das Orchester nicht mit 50 Musikern besetzt. Es entspricht nicht der Authentizität von damals. Nur, falls sich jemand wundert 😊

Und keine Angst wir widmen dem Palais noch einen ganz eigenen Beitrag…

Wer einen kleinen Einblick in das Können des Wiener Residenzorchester bekommen möchte, für den haben wir hier ein kleines Video vom Rondo alla Turca, mit Ballet in besagtem Rosenkavaliersaal ❤ 🎻

Nun noch ein Blick auf die Familie – Sylvia Moser und ihre Kinder, sowie ein Überblick über die Umtriebigkeit des Orchesters allein in Europa (Uruguay, Mexiko etc hätte der Übersichtlichkeit auf der Karte noch mehr geschadet).

Und zum Schluß ein klassisches Dankeschön 😉

Sylvia Moser und ihre Kinder
Zeichnung von Geige

Haben wir Ihr Interesse am Wiener Residenzorchester geweckt? Dann finden Sie Tickets für die Konzerte auf www.viennatickets.com. Ohne Buchungsgebühren, einfach und sicher 😉

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